Microsoft hat in den letzten Jahrzehnten eine atemberaubende wirtschaftliche Entwicklung hingelegt. Der Software-Gigant beherrscht nicht nur den Markt für Betriebssysteme, sondern ist auch aus der Office-Welt nicht wegzudenken. Die erfolgreichen Mitbewerber wie Apple hält Microsoft nach wie vor auf Abstand, das Geschäft brummt. In der Vergangenheit waren die einzelnen Windows-Versionen immer wieder von unterschiedlicher Qualität, das wollte der Konzern mit einer Neuausrichtung seiner Strategie und dem Wechsel an der Konzernspitze ändern. Der langjährige Firmenlenker Steve Ballmer machte Satya Nadella Platz und damit kam es auch zu einer neuen strategischen Ausrichtung des amerikanischen Konzerns.
Das neue Betriebssystem Windows 10 sollte im Jahr 2015 der große Wurf des Konzerns aus Redmond werden. Mit regelmäßigen Updates wollte Microsoft sein Flaggschiff auf Vordermann bringen und sicherstellen, dass Sicherheitsupdates möglichst schnell bereitstehen. Die Installation im Echtbetrieb sollte die User entlasten. Doch wie sich zeigt, kann die Realität der Planung nicht standhalten.
Zu viel zu schnell?
Microsoft kämpft mit Problemen in der Qualitätssicherung, die Installation der großen Updates, wie zuletzt im Oktober dieses Jahres, gleicht immer mehr dem Zufallsgenerator von Slots. Diese elektronischen Systeme legen fest, wann welches Symbol in den Gewinnlinien erscheint und damit wann der Spieler gewinnt. Sobald man auf die Taste drückt, oder wie früher den Hebel betätigt, wandelt der Prozessor die Zahlen des Zufallsgenerators in Symbole um, diese erscheinen dann auf den Walzen des Slots. Die Installation der Windows 10 Updates hält mittlerweile ähnliche Spannung für die User bereit. Bereits im April dieses Jahres sorgte das erste große Windows 10 Update des Jahres für Verwunderung. Je nach Hersteller stellten die Anwender seltsame Phänomene auf ihren Rechnern fest. Dies reichte von schwarzen Bildschirmen, über fehlerhafte Systemstarts bis hin zu nicht vollständig geladenen Webseiten und Datenverlusten, weil sich das Update nicht mit einigen Rechnerprozessoren verstand.
Beta-Tester Privatanwender?
Der Systemwechsel bei Windows, hin zu monatlichen Updates und zwei großen Updates pro Jahr läuft noch nicht richtig rund. Nachdem bereits das April Update gestoppt wurde, wiederholte sich dieses Prozedere im Oktober nochmals. Die Online-Auslieferung des sogenannte Oktober-Updates wurde nach ersten Schwierigkeiten von Microsoft gestoppt und auf November dieses Jahres verschoben. Nun traten erneut Probleme auf, was Microsoft dazu veranlasste neuerlich auf die Bremse zu steigen. Die automatische Einspielung der Updates wird so lange verzögert, bis auch diese Fehler behoben sind. Betroffen sind vor allem Grafiktreiber von Intel, ältere AMD-Grafikkarten vom Typ Radeon HD2000 und HD4000, angebundene Netzwerkfestplatten, Apples iCloud-Software (v7.7.0.27), OfficeScan, F5 VPN und Worry-Free Business Security von Trend Micro. Besonders ärgerlich sind die Schwierigkeiten für die Home-Anwender von Microsoft Windows 10. Während Firmenkunden die Installation verschieben können und meistens so lange damit warten, bis alles behoben ist, haben Home-Anwender keine Wahl. Die Updates werden von Microsoft automatisch online eingespielt und installiert. Die böse Überraschung droht dann danach. In gewisser Weise übernehmen die privaten User damit so etwas wie eine Beta-Tester Funktion für Microsoft.
Was sind die Ursachen?
Die immer wiederkehrenden Fehler in den Updates von Microsoft Windows 10 sind für den Laien auf den ersten Blick nicht nachvollziehbar. Schließlich beschäftigt der Konzern weltweit 131.000 Mitarbeiter. Da geht man davon aus, dass derart wichtige Software-Updates einer entsprechenden Qualitätssicherung unterzogen werden, bevor sie auf den Markt kommen. Hier muss Microsoft in Zukunft ansetzen. Schließlich wird der Imageverlust mit jedem in Echtzeit weltweit kommunizierten Problem größer. Fehler sollten schneller kommuniziert werden, damit die Betroffenen zumindest Bescheid wissen und reagieren können. Derzeit durchläuft jede neue Windows-Version drei Testringe. Im sogenannten Fast-Ring testen jene Mitglieder, die darauf Zugriff haben, die neuen Windows-Versionen. Danach sind die Mitglieder des Slow-Rings an der Reihe, sie überprüfen die Vorabversionen. Die User im Release-Preview-Ring schließlich testen die schon funktionierende Software auf Herz und Nieren. Doch das ist offenbar immer noch zu wenig. Auch beim April-Update traten Fehler auf, die Beta-Usern bereits bekannt waren und zuvor an Microsoft gemeldet hatten.
Gelingt es Microsoft seine Qualitätssicherung und seine interne und externe Kommunikation zu verbessern, dann kann Windows 10 den selbst gewählten Qualitätsanspruch des sichersten Windows bisher in Zukunft erfüllen.