Der Begriff Digitalisierung sorgt bei vielen Arbeitnehmern heute für Schweißperlen auf der Stirn. Andere wiederum fühlen sich von dieser Entwicklung überhaupt nicht bedroht. Immerhin hat es ja immer schon Veränderungen am Arbeitsplatz gegeben. Warum sollte diese ausgerechnet mich betreffen?
Das Thema Digitalisierung begegnet uns überall
Die Welt wird technischer und das gefühlt von Tag zu Tag. Ob es neue Produktionsmöglichkeiten sind, wie beispielsweise der 3D-Druck, der sich im letzten Jahrzehnt rasant entwickelt hat. Oder ob es um das Privatleben geht, in dem wir auch immer mehr auf digitale Lösungen setzen. Smart Home ist ein Begriff, der noch vor einem Jahrzehnt absolut nach Science-Fiction klang. Heute aber in aller Munde ist. Die Digitalisierung und die Technisierung des Alltags und damit auch der Arbeitswelt, ist nicht aufzuhalten.
Wird denn wirklich jeder Job von der Digitalisierung betroffen sein?
Kritiker der Digitalisierung führen immer wieder aus, dass diese Jobs zerstören würde und die Folge eine Massenarbeitslosigkeit wäre. Die Befürworter der Digitalisierung hingegen argumentieren, dass jeder weggefallene „normale“ Job, wie wir ihn heute kennen, durch einen Job im digitalen Bereich ersetzt werden würde. Beide Thesen sind sehr fragwürdig. Fakt ist, dass die Arbeitswelt sich nachhaltig verändern wird. Nicht erst in vierzig oder fünfzig Jahren, sondern innerhalb eines Jahrzehnts – das kann man aus der rasanten Entwicklung der verschiedenen Technologien rund um die Digitalisierung schließen. Die Frage wird sein, wie wir als Arbeitnehmer und Arbeitgeber auf diese Veränderungen reagieren.
Die Hoffnung, dass es Branchen und Berufe gibt, die von der Digitalisierung zur Gänze verschont bleiben, ist hingegen komplett aus der Luft gegriffen. Denn schon heute hat die Digitalisierung auf jeden erdenklichen Bereich in unserem Leben und in unserer Arbeitswelt einen Einfluss genommen – teilweise nur einen sehr kleinen, den wir kaum bemerken. Aber dieser wird in Zukunft immer mehr wachsen.
Welche Vor- und Nachteile bringt die Digitalisierung denn wirklich mit sich?
Die Digitalisierung bringt auf der einen Seite erst einmal eine Menge Vorteile mit sich. Das Arbeiten in weltweiter Vernetzung wird leichter. Dadurch gewinnt jeder Arbeitnehmer eine gewisse neue Freiheit. In vielen Berufen – gerade in sogenannten Büro-Jobs – wird die Notwendigkeit ständiger Präsenz an einem Ort weitgehend entfallen. Das ist auf jeden Fall ein Vorteil im Vergleich zur starren Anwesenheitspflicht zu festgesetzten Arbeitszeiten, wie wir sie heute kennen. Fragen wie die zur Vereinbarkeit von Arbeit und Familie können damit viel leichter beantwortet werden. Das klassische Homeoffice, das aktuell nur recht wenigen Arbeitnehmern vorbehalten ist, wird damit eine ganz neue Bedeutung gewinnen.
Ein Nachteil der Digitalisierung wird mit Sicherheit der Umstand sein, dass die Arbeitswelt, wie man sie seit mehr als 50 Jahren kennt, nicht mehr funktionieren wird. Der Handwerker, der in Kleinarbeit seine Produkte herstellt, der Kundendienst, der im persönlichen Gespräch die Fragen von Anrufern beantwortet. All diese Bereiche können von der Qualität her gleichwertig durch Maschinen ersetzt werden. Tatsächlich können Maschinen aufgrund ihrer Zuverlässigkeit und der sehr niedrigen Fehlertoleranz vieles sogar besser als menschliche Mitarbeiter, die immer mal einen Fehler machen können. Tatsächlich wird also eine ganze Reihe von klassischen Berufen im Handwerk und im Büro nicht entfallen, aber sich nachhaltig verändern.
Was sorgt denn dann noch für die Sicherheit unserer Jobs?
Was passiert, wenn die Arbeiten am Fließband ebenso automatisiert erledigt werden, die die Herstellung von hochwertigen Einzelteilen oder von Möbeln mit filigranen Verzierungen? Wenn die Buchhaltung und die Rechnungserstellung ebenso vereinfacht werden wie die Kommunikation mit den Kunden im Call Center plötzlich von Maschinen ausgeführt werden kann – welche Arbeitsplätze bleiben dann noch für den Menschen?
Letztlich sind Maschinen zu vielem fähig – aber noch immer nicht dazu, ihre Aufgaben von allein auszuführen. Das bedeutet, dass es immer Menschen brauchen wird, die die notwendigen Einstellungen vornehmen und die notwendigen Vorgaben machen. Digitalisierung der Arbeitswelt bedeutet einerseits eine enorme Vereinfachung der Zusammenarbeit und der schöpferischen Prozesse. Andererseits aber auch einen hohen Anspruch an Arbeitnehmer, mit den neuen Anforderungen in Sachen technisches Verständnis mitzuhalten. Ständige Weiterbildung und Neuorientierung sind dabei unerlässlich.
Was ist die größte Gefahr für unsere Arbeitsplätze?
Die größte Gefahr für die Arbeitsplätze in Deutschland stellt nicht die Digitalisierung an sich da. Viel mehr ist der falsche Umgang mit diesem Fortschritt die größte Gefahr, die unseren Arbeitnehmern droht. Umfragen haben ergeben, dass die persönliche Weiterbildung vielen Arbeitnehmern heute nicht mehr so wichtig ist. Auf den ersten fünf Plätzen in Sachen Arbeitnehmerzufriedenheit stehen Dinge wie ein gutes Verhältnis zur Führung, eine gute Work Life Balance oder das Verstehen der Strategien und Ziele des Unternehmens. Auch das Image des Unternehmens spielt eine wichtige Rolle. Persönliche Weiterbildungsmöglichkeiten eher weniger.
Das passt auch dazu, dass eine Bitcom-Studie von 2017 ergab, dass rund 72 % der Arbeitnehmer nur sehr wenig Zeit für persönliche Weiterbildung haben. Genau diese wäre in dieser Phase der Digitalisierung aber enorm wichtig. Denn nur, wer mit den technischen Fortschritten Schritt halten und dabei seine Aufgabenstellung immer neu im digitalen Prozess weiterdenken kann, wird auf Dauer die Chance haben, einen sicheren Job zu haben.